Die AI und das Texten
Vor gefühlt zwei Jahren schrieb ich einen Beitrag über KI-generierte Texte und speicherte für mich ab: Kann man machen, lohnt sich aber für Viele nicht. Im Januar 2023 erschien dann ein relativ viel diskutierter Blogbeitrag bei der etablierten Plattform content.de der mir eine erste Ahnung über die Auswirkungen auf die Branche gab.
Im Februar fiel mir auf, dass Aufträge auf Textermarktplätzen sehr rar wurden und allmählich glaubte ich nicht mehr an Konjunkturschwankungen bei üblicherweise Text nachfragenden Unternehmen. In dieser Zeit entdeckte ich ein Job-Inserat, das eine „Texterin und AI-Anwenderin“ erbat. Aha, dachte ich, man möchte schon das Beste beider Welt verbinden. Ein nerdiger Freund sagt seit Jahren: „Lass nichts von Menschen machen, was eine Maschine besser kann.“
Und offenbar ist die KI viel schneller im Zusammenstellen von Daten, die öffentlich zugänglich im Internet liegen. Aber zeigt sie auch korrekte Daten an?
Mit Pfeil und Bogen im Braunkohleschacht
Ich entschied mich für eine Stichprobe und fragte chatGPT, was es Interessantes in meiner Heimatstadt gäbe. Die künstliche Intelligenz behauptete, dass ein Bitterfelder Bogenmuseum existiere, in dem man historische Armbrüste bewundern könnte. (Und dieser Satz hier öffentlich verfälscht ihre Datenbasis weiter, ha.)
Nun ist es so, dass es zwar den Bitterfelder Bogen und ein Kreismuseum in der anhaltinischen Kleinstadt gibt – aber keine museale Sammlung irgendwelcher Schusswaffen. Warum auch, es gibt ja auch kein Schloss und keine Burg zu besichtigen. Das ist der KI aber egal, sie zog irgendwie mittels semantischer Annäherung Bogen und Museum zusammen.
Textgeneratoren: Ängste, Spott und Konsequenzen
Dieser Versuch hatte mich ermutigt und ich fragte chatGPT einfach direkt, ob es plane, beruflich Schreibende überflüssig zu machen. Das Programm gab höfliche und philanthropische Antworten aus. Software sei nicht kreativ, außerdem unempathisch und so weiter; das wird schon, kleiner Mensch, hab keine Angst vor mir.
Solchermaßen beruhigt hielt ich am Folgetag den Spott meines Lieblingscomedians für überzogen, der da unkte, dass einige Marketingagenturen wegen der KI-Texte schließen würden. Die Beruhigung hielt jedoch nur bis zu dem Tag an, an dem ich in einem Crowdworkingforum lesen musste, dass die Textsparte einer Plattform geschlossen wird, auf der ich früher gern mal ganz einfache Sachverhalte betextete.
KI-generierte Texte: manchmal besser als gar kein Text
Eines Abends auf dem Sofa dann wies mich ein viellesender Fußballfan darauf hin, dass in einem Artikel einer großen nationalen Zeitung offensichtlich eine Software am Schreibwerk gewesen sei, der Sprachstil sei entsprechend fade. Wir fanden einen entsprechenden Hinweis ganz am Ende des Textes in Kursiv. Ich rief die Seite des dort genannten Contentanbieters auf. Begeisterte Kunden hinterließen auf deren Seite Rezensionen, die darauf hinweisen, dass KI-generierte Texte dann lohnen, wenn für Nischenthemen sonst keiner bezahlen würde – Spielberichte über untere Ligen beispielsweise.
Großunternehmen und mittelgroße Agenturen erklären in ihren lobenden Erfahrungsberichten zu einer textgenerierenden Software, dass sie zunächst gut strukturierte Daten über eine Schnittstelle schieben mussten. Aber dann sei alles ganz schnell und effizient gegangen. Wer aber keine entsprechende Unternehmenssoftware als Datenbankbasis nutzt, hatte bislang Probleme damit, seine Produkte oder Dienstleistungen in einen Textgenerator einzugeben.
Das scheint chatGPT geändert zu haben. Auch einzelne Texte lassen sich nun, mithilfe durchdachter Aufgabenstellungen bzw. Fragen, vom Computer schreiben. Aber sie sind halt generisch und nicht faktengeprüft. Sie schaffen kein neues Wissen, sondern präsentieren bereits Gesammeltes. Sehr spezifische Thementexte und neue Gedanken werden weiterhin von Menschen kommen müssen. Ebenso viele Inhalte, die mehr als reine SEO-Zwecke verfolgen, und Texte, deren inhaltliche Richtigkeit über ein paar Torschuss-Statistiken hinaus gewährleistet sein muss.
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